Der Wunsch, mit dem Klimawandel-Forschungsprojekt etwas zu bewegen

Seengen Im Rahmen ihrer Dissertation arbeitet Elena Siegrist an der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL am Forschungsprojekt «Klimawandel – Landschaften: die Zukunft nachhaltig gestalten (KLANG)».

Per QR-Code kann auf das Projekt zugegriffen werden.Foto: zvg

Per QR-Code kann auf das Projekt zugegriffen werden.Foto: zvg

Beispielbild Region Ramosch: Wie wird sich der Klimawandel auf unsere Regionen auswirken? Elena Siegrist will es erörtern.Foto: Elena  Siegrist

Beispielbild Region Ramosch: Wie wird sich der Klimawandel auf unsere Regionen auswirken? Elena Siegrist will es erörtern.Foto: Elena Siegrist

Elena Siegrist ist Doktorandin an der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL. Sie forscht zu den regionalen Auswirkungen des Klimawandels. Foto: VS

Elena Siegrist ist Doktorandin an der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL. Sie forscht zu den regionalen Auswirkungen des Klimawandels. Foto: VS

In ihrer Forschungsarbeit möchte Elena Siegrist mithilfe von Visualisierungen und Geschichten, den Storylines, darstellen, wie sich Landschaften im Zuge des Klimawandels verändern könnten. Die Region Lenzburg-Seetal ist ein Teil des Vorhabens. Ende 2024 werden die Klimabilder- und -geschichten mittels eines QR-Codes zu finden sein.

So könnte es aussehen

Konzentriert klickt Elena Siegrist durch eine Bildergalerie auf ihrem Laptop. «Hier, das wäre interessant», sagt sie und vergrössert eines. Vom Goffersberg aus zeigt es die Aussicht auf Lenzburg, vertrocknetes Gras ist zu sehen, ein Waldbrand, die Hitze des Sommers beinahe spürbar. «Die Bearbeitung ist noch nicht abgeschlossen», informiert die Doktorandin. «Doch es gibt bereits einen Eindruck, wie es beispielsweise in Lenzburg aussehen könnte, wenn man gar nichts gegen den Klimawandel unternimmt – also reaktiv handelt.» Auf einem zweiten Bild zeigt sich, wie sich die Landschaft um und in Lenzburg verändern könnte, wenn proaktiv Massnahmen zur Anpassung an den Klimawandel und für den Klimaschutz ergriffen werden. Statt der ausgedörrten Wiesen sieht der Betrachtende eine Vielzahl verschiedener Blumensorten. Am Schlossberg sind dazu sogenannte «Keylines» zu erkennen – diese einfachen Erdwälle verhindern bei Starkregen das schnelle Abfliessen des Wassers. So helfen sie, schwere Schäden zu verhindern. Zudem sind auf sämtlichen Gebäuden Lenzburgs Solaranlagen installiert, die Flächen im Ort begrünt.

Wege aufzeigen

«Diese Bilder erstellt ein wissenschaftlicher Illustrator der Firma Ikonaut», führt Siegrist aus. Das sei herausfordernd, da viele Details und Feinheiten beachtet werden müssen. «In den Storylines erzähle ich von einem Spaziergang durch die abgebildeten Landschaften. So kann ich die unterschiedlichen Auswirkungen des Klimawandels und mögliche Anpassungs- und Klimaschutzmassnahmen genau beschreiben.» Auch das sei aufwendig, räumt sie lächelnd ein. Schon eine Geschichte könne bis zu acht Seiten umfassen. «Da muss ich noch etwas kürzen, doch es ist wichtig, Folgen oder Massnahmen genau darzustellen», stellt die Wissenschaftlerin fest. «Den Interessierten möchte ich vermitteln, welche Folgen der Klimawandel haben könnte. Prophezeiungen sind die Darstellungen nicht», betont sie. «Es geht nicht darum, Ängste zu schüren, sondern Wege aufzuzeigen.»

Für die Region Lenzburg-Seetal werde es zudem für Beinwil am See Visualisierungen und Beschreibungen dazu geben. Dabei arbeitet die 28-Jährige mit ihrem Forschungsprojekt nicht allein: «Das Projekt stimmt die wissenschaftlichen Erkenntnisse mit dem lokalen Wissen von Personen vor Ort ab.» Im Fall der Region sei das mit dem Regionalplanungsverband Lebensraum Lenzburg-Seetal. Dieser habe gemeinsam mit dem vom Kanton geförderten Landschaftsentwicklungsprogramm (LEP) einen Prozess in Gang gesetzt, wie dem Klimawandel zu begegnen sei. «Die Zusammenarbeit mit dem Repla ist sehr eng», merkt Siegrist an. Sobald die Bilder und Geschichten für diese Landschaft fertiggestellt seien, werde sie Vertretende der 26 Gemeinden des Regionalplanungsverbands zu ihren Eindrücken dazu befragen. «Es gibt viel zu tun, aber es ist eine Arbeit, die mir viel Freude bringt», sagt sie lächelnd. Zudem arbeite sie mit der Region Grünes Band Bern sowie dem Regionalpark Val Müstair zusammen.

Landschaften im Klimawandel

Schon als Jugendliche befasste sich Elena Siegrist mit den Zusammenhängen von Menschen und Umweltsystemen: «Als es um die Studienfachwahl ging, entschied ich mich für Geografie, da dieses die Fragen beantworten konnte, die mich beschäftigten.» Auf ihren Bachelor-Abschluss am Geographischen Institut der Universität Bern folgte 2022 ihr Master. Schon diese Abschlussarbeit hatte als Thema «Landschaften im Klimawandel». Zusammen mit ihrem Dissertationsbetreuer Matthias Bürgi habe sie bei der Paul-Schiller-Stiftung einen Antrag zur finanziellen Unterstützung gestellt – und erhalten. «An der Dissertation arbeite ich seit 2023», berichtet die Doktorandin. «Angesetzt sind dafür vier Jahre. Die Region Lenzburg-Seetal ist die erste, die dargestellt wird.» Ihr sei es wichtig, etwas zu tun: «Unsere Gesellschaft steht vor grossen Herausforderungen. Der Klimawandel ist nicht nur ein globales Thema. Es wäre gut, zu versuchen, auch auf regionaler Ebene aktiv zu werden», unterstreicht sie ihr Vorgehen.

Ende 2024 werden die Szenarien für die Region Lenzburg-Seetal zugänglich sein. Einige werden im Lenzburger Bezirks-Anzeiger, Seetaler/Lindenberg publiziert werden.

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