Tradition

Fritz Thut

Es war wie immer. Es begann mit einem Rundgang durchs Dorf. Am Freitagabend, mit dem Zapfenstreich der Musikgesellschaft, wurden die Jugendfestbogen abmarschiert. Immer wieder eindrücklich, wie kreativ in den Quartieren das Motto umgesetzt wurde. Diesmal war’s mit «AllesAusserGewöhnlich» nicht schwierig; da hat alles Platz.

Für viele Einwohner gehört die intensive Vorbereitung in den Ortsteilen, in den Vereinen und Gruppen zu den nachhaltigsten und prägendsten Jugendfesterinnerungen. Hier lernt man seine Nachbarn und Mitbewohner von einer ganz andern Seite kennen; Vorbehalte und Standesdünkel machen Gemeinsinn und Verschworenheit Platz, die sonst nie zum Tragen kämen. Und das Schönste? Diese Erkenntnis hat sich nahezu uneingeschränkt ins Digitalzeitalter hinübergerettet.

Diesmal war das Jugendfest vom Freischarenmanöver geprägt, das nur bei jeder zweiten Austragung, also alle acht Jahre, zur Darbietung gelangt. Falsch verstandener Zeitgeist hat dazu geführt, dass neben Lenzburg und Zofingen nur noch Seengen diesen Brauch pflegt. Geschichtsbewussten Leuten ist dies zu verdanken; das total zwölfte Manöver seit der Premiere im Jahr 1867 war das vierte im neuen Rhythmus.

In der organisierenden Kommission wird ein Generationenwechsel vollzogen. Mit den üblichen kleinen Reibereien. Das zahlreiche Publikum bekam davon nichts mit. Dass das Freilichtspektakel von einigen Regentropfen betroffen wurde, ist wohl dem Umstand geschuldet, dass sich General El Capitano Fabiano Postale del Lago Hermano neben der Freischarenburg eine Schiffsanlegestelle errichten liess.

Dass ein Dorf mit 4400 Einwohnern 165 Kadetten rekrutieren kann (nur unwesentlich weniger als das grosse Lenzburg), zeugt von der moralischen Gesundheit der örtlichen Gemeinschaft. Die Tradition lebt, die Tradition erfreut.

Fritz Thut,

ehemaliger Redaktionsleiter

Weitere Artikel zu «Hauptartikel», die sie interessieren könnten

Hauptartikel18.06.2025

Der S-Tag

Es ist heiss an diesem Samstag und die Sonne prasselt für einmal ungefiltert durch Waldbrandrauch und Saharasand hernieder. Doch die Frauen vom Wolleladen haben…

Hauptartikel18.06.2025

Im Kässeli stimmts – das muss es auch

Sarmenstorf An der vergangenen Gemeindeversammlung in Sarmenstorf zeigte sich, dass die Gemeinde solide geführt ist. Auch wurden 6…
Hauptartikel11.06.2025

Reich an Geschichten

Fahrwangen Seit wenigen Tagen gibt es in Fahrwangen die Möglichkeit, den neuen Geschichten- und Sagenweg zu erkunden.