Stolpersteine: Erinnern für die Zukunft

Tinu Niederhauser

In vielen europäischen Städten fallen sie ins Auge: Pflastersteine mit Messingplatten, die an Opfer des Nationalsozialismus erinnern. Dieses Kunstprojekt hat nun auch die Schweiz erreicht. Beim Lesen der Namen und Geschichten stolpert man im übertragenen Sinne über das Unrecht, das diesen Menschen angetan wurde. Und diese Erinnerung ist heute wichtiger denn je.

Erinnern heisst, den Opfern ihre Namen, Gesichter und Lebensgeschichten zurückzugeben. Es bedeutet, sich jener Momente bewusst zu werden, in denen über Schicksale entschieden wurde, während viele schwiegen.

Doch wie präsent ist diese Lehre heute? Die Wahlen in Deutschland haben ein alarmierendes Signal gesendet. Die AfD hat grosse Erfolge erzielt – eine Partei, deren Köpfe den Nationalsozialismus relativieren, Menschenrechte infrage stellen und die Pressefreiheit angreifen. In Frankreich könnte Marine Le Pen bald regieren, in Italien führt eine post-faschistische Regierung das Land, und in Österreich gewinnen radikale Kräfte an Einfluss. Sollen wir einfach zusehen? Schweigen?

Noch leben wir in der Schweiz in einer Demokratie. Doch auch hier ist dieses System kein Selbstläufer. Wenn Bundesräte Trump zujubeln, Ehemalige Grussworte an Alice Weidel senden und angesehene Zeitungen wie die NZZ den Faktencheck relativieren, werden Schamgrenzen bewusst überschritten.

Weltweit gewinnen autokratische Regierungen an Boden. Darum braucht es neue «Stolpersteine» – Symbole, die uns daran erinnern, wie kostbar und fragil die Demokratie ist, die wir in der Schweiz in den letzten 200 Jahren aufgebaut haben.

Stolpersteine mahnen uns, dass Demokratie und Freiheit keine Selbstverständlichkeit sind, sondern täglich aufs Neue verteidigt werden müssen. Es braucht diese Symbole, weil nur in Erinnerung bleibt, was wir uns immer wieder in Erinnerung rufen

Tinu Niederhauser

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