Salzkorn: Sterne im Wasser

Melanie Solloso
Melanie Solloso

Die Philippinen zählen zu den 15 mangrovenreichsten Ländern der Erde. Mangroven sind ein wichtiger Teil des Ökosystems hier. Sie dienen als natürlicher Küstenschutz, sind Habitat für eine Vielzahl an Vögeln und Kinderstube für Fische. Auch Siargao Island ist umgeben von Mangroven. Der Mangrovenwald im Süden zählt gar zu den grössten des Landes und umfasst über 4800 Hektaren.

Das Naturreservat darf auf Wasserwegen und in Stille besucht werden. Man taucht ein in eine Welt ohne Menschengeräusche. In den scheinbar endlosen Wassergassen fühlt man sich rasch verloren. Man erlebt eine ungewohnte Art von Stille, durchbrochen von Stimmen der Natur. Vor kurzem erlebte ich die Mangroven nach dem Eindunkeln. Ein unvergessliches Erlebnis.

Still gleitet das Paddelbord durch das dunkle Nass, über mir Millionen Lichtpunkte und ein bleicher Mond. In den Büschen, die aus dem Wasser ragen, zirpt es in allen Stimmlagen. Ich halte inne und atme ein, fühle mich ein bisschen wie das erste Mal in der Kirche in Einsiedeln, nur dieses Mal ist es die Natur, die Andacht auferlegt. Als mein Paddel die dunkle Wasseroberfläche durchbricht, wirbeln winzige Leuchtpunkte auf, verteilen sich im Nu in alle Richtungen, erhellen das stille Dunkel unter mir: «Plankton», schiesst es mir durch den Kopf. Ich hatte davon gehört, aber es noch nie gesehen. Eine Weile stehe ich nur da, staune, perplex von der Magie der Natur. Das Wasser unter mir ist wieder dunkel.

Ein längst vergessenes Kindheitsgefühl regt sich in der Bauchregion: «Nochmals!» Die Freude am Wunder der Natur übermannt mich. Die Vorfreude, das Paddel wieder in die dunkle Oberfläche zu stechen, jagt mir Schmetterlinge durch den Bauch. Und dann: ein Feuerwerk von Leuchtpunkten unter mir, die funkelnden Sterne über mir und überall um mich herum: Mangrovenbüsche, vom Mond in silbernes Licht getaucht. Magisch!

 

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