Salzkorn: Vorsätzlich
Im vergangenen Jahr ist mir ein Kunststück gelungen. Ich habe abgenommen. Angefangen hat das Abnehm-Abenteuer am Silvester 2019 knapp vor Mitternacht. Ich stand auf die Waage und stellte Handlungsbedarf fest. Daraufhin nahm ich mir allerhand Massnahmen vor, die ich dann halbherzig bis gar nicht umsetzte. Dies führte entgegen meinem Vorsatz und mit Hilfe des Lockdowns im Frühling zu einer Gewichtszunahme. Wenn das Ziel gewesen wäre, am Bauch zuzunehmen: Ich hätte es erfüllt. So perfekt, dass ich mir neue Hosen kaufen musste, weil der Knopf bei meinen alten unter grossem Druck stand. Dann, Ende Mai, drehte das Pendel, ich begann abzunehmen.
Mein bahnbrechendes, vielleicht sogar revolutionäres Konzept: Ich habe weniger gegessen. Sogar viel weniger. Und ich habe mich mehr bewegt. Seit Juni laufe ich jeden Morgen vor der Arbeit auf den Staufberg. Dort mache ich ein Foto von Lenzburg und Staufen aus der Hügelperspektive. Die Sicht vom Hügel auf die Stadt hat etwas Beruhigendes. Vielleicht so, wie wenn die Astronauten zum ersten Mal die Welt aus dem Weltall sehen und dabei ein tiefes Verständnis, ja Ehrfurcht vor dem Leben spüren. Zugegeben, das ist ein bisschen übertrieben, gerade im Winter hat es am Staufberg oft Nebel und man sieht ausser dem unmittelbaren Gebüsch am Hang nichts von den Lichtern der Stadt. Was ich mit den morgendlichen Rundgängen gelernt habe: Spazieren macht glücklich, besonders wenn man Fernsicht mit einplant. Rund sieben Monate sind vergangen, seit ich das erste Mal an einem Morgen auf den Staufberg gelaufen bin. Heute trage ich elf Kilogramm weniger hoch. Jetzt gilt es, das Gewicht zu halten, das ist mein erster Vorsatz fürs neue Jahr.
Der zweite: Ich will die Bibel lesen. Dies stand schon auf der Vorsatzliste fürs letzte Jahr und, ich gebe es zu, auch in vielen Jahren davor.