Salzkorn: Superlative
Am Sonntag wird im grössten Stadion des unabhängigen Emirats Katar vor gut 80 000 Zuschauern die beste Tschutti-Mannschaft des Planeten erkoren. Der Final ist die 64. und letzte Partie im Rahmen des Fifa-World-Cups.
In jedem der 64 Begegnungen wurde und wird ein «Bester Spieler des Spiels» gewählt. Eine weltweit tätige Bierbrauerei lässt die Fussball-Fans in 44 ausgewählten Ländern diese Wahl vornehmen, noch während das Spiel läuft. Entsprechend diskutabel sind die Ergebnisse dieser Laienjurys.
Drei Superlative finden sich in den ersten beiden Textabschnitten. Woher kommt die Vorliebe der Menschen für die höchste Steigerungsform? Während sich die olympische Bewegung bei ihrem Motto «citius, altius, fortius» (zu Deutsch höher, schneller, stärker) noch mit der tieferen Stufe, dem grammatikalischen Komparativ, zufriedengibt, streben viele in vielen Lebensbereichen nach dem Höchsten.
In Sport und Wirtschaft können die Superlative relativ schnell und deutlich anhand von Zahlen ausgemacht und bestimmt werden. In vielen andern Bereichen bilden weiche, subjektive Kriterien die Grundlage. Für die eine Gruppe ist es der eindrücklichste Sonnenuntergang aller Zeiten, für andere ist es schlicht Kitsch.
Im modernen Medienzeitalter werden, wenn den Verantwortlichen sonst nichts mehr einfällt, Rankings erstellt. Am liebsten unter Beteiligung des Publikums (siehe Fifa). So liess ein Onlineportal «die schönsti Gmeind» im Aargau wählen. Kriterien wurden keine vorgegeben. Trotzdem ist für Insider kaum erstaunlich, dass auf den vorderen Rängen Gemeinden aus dem Verbreitungsgebiet dieser Zeitung dominieren. Seengen gewann vor Seon.
Dies wohl kaum wegen raumplanerischen Massnahmen in den letzten Jahrzehnten. Sondern wegen der einzigartigen Landschaft. Die Aussicht vom Eichberg ist für diesen Superlativ verantwortlich. Perfekt lässt sich nicht steigern.