Salzkorn: Magische Fünf
Mein Kleinster ist in seinem fünften Lebensjahr. Mein absolut liebstes Jahr in der Entwicklung der Kinder. Die magischen Fünf verwandeln die Heranwachsenden in überraschend wortgewandte Gesprächspartner mit sinnig-unsinnigem Tiefsinn über das Leben, den Tod und die Natur, wie «Wenn Fische in der Luft wohnten, könnten sie fliegen.». Fünfjährige sind Sprachritter mit tausend Fragezeichen: «Warum ist kalt kalt?», «Wie baut man Autos?», «Warum gibt es Arme und Reiche?» bis hin zu «Woher kommen Babykatzen?».
Wie ein Schwamm saugt er alle Antworten auf und gibt schliesslich mit dem süss-schlauesten «Ahaaaa!» zu verstehen, dass die Frage beantwortet ist. Dazwischen klettert er furchtlos auf Bäume, fährt im Superheldenkostüm mit dem Skateboard steile Hügel hinunter, nur um im nächsten Moment angsterfüllt zu mir zu rennen, weil sich vielleicht eine Hexe in den Büschen versteckt hat. Die Welt mit fünf Jahren ist voller Abenteuer, die Fantasie grenzenlos: Kleine Monster sind stärker als grosse und Feuerwehrautos kann man mit Glace füllen. Er will Rockstar werden und manchmal auch Geckofänger. Fünfjährige sind klein, aber auch gross, süss, aber auch cool und sie wissen genau, was sie möchten.
Ich habe mittlerweile den Luxus, mir Zeit nehmen zu können, Zeit für die manchmal viel zu grossen Emotionen, von denen Fünfjährige überrollt werden, Zeit für die vielen Kuscheldosen, die Fünfjährige scheinbar brauchen, Zeit, um ihm selbst die vielen Dinge beizubringen, die er alleine machen möchte, und Zeit für Albereien und Abenteuer. Am Abend schlafe ich meist kurz nach meinen Kids erschöpft ein. Teigig im Hirn von den vielen Fragen, ausgelaugt von der Tatsache, dass ich im gefühlten Fünfminutentakt gebraucht werde, aber auch warm im Herzen von den unzähligen Malen «Ich liebe dich» und Umarmungen und den reichlichen, kleinen, herzhaft fröhlichen Momenten.