Salzkorn: Gruppentanz

Melanie Solioso
Melanie Solioso

Filipinos lieben es, zusammenzukommen und zu feiern. Covid hatte dieses Bedürfnis nun zwei Jahre lang pausieren lassen. Entsprechend gross war kürzlich die Vorfreude, als endlich wieder ein Baile im Dorf geplant war. Der Baile ist eine Freilichtdisco für Jung und Alt und ein wichtiger Bestandteil der philippinischen Dorfkultur. Die Oma tanzt übrigens auch zu Techno und die meisten Jugendlichen hier kennen die gängigen Standardtanzschritte oder zumindest den Cha-Cha-Cha. Filipinos lieben Cha-Cha-Cha.

Man könnte den Baile auch als Wohltätigkeitsball bezeichnen, denn jeder Veranstalter sammelt Geld für ein Projekt, zum Beispiel für den Bau einer Kobo, das ist eine Sitzgelegenheit für die Dorfgemeinschaft.

Die Rückkehr des Baile bedeutete für die Menschen hier auch eine Rückkehr zur Normalität. Und danach haben sich viele sichtlich gesehnt. Der erste Baile nach Covid platzte aus allen Nähten. Selbst auf der Strasse wurden Stühle platziert und aus mancher Stube zusätzliche Tische angeschleppt.

Ein Ansager führt jeweils durch den Abend und gibt vor jedem Song bekannt, wer das kommende Lied sponsern wird. Ein Sponsor gibt zwischen 300 und 500 Pesos, das sind rund 8 Franken. Spannend finde ich das Tanzverhalten. Wer tanzen will, fordert seine Sitznachbarn zum Tanz auf, am besten so viele wie möglich, und begibt sich erst dann in der Gruppe auf die Tanzfläche. Getanzt wird im Kreis. Und je später die Stunde, desto unterhaltsamer die Tanzeinlagen, die in der Mitte der Kreise stattfinden. Ein begabtes Tanzbein wird von den Frauen mit begeistertem Gekreische bejubelt. Ist ein Song zu Ende, begeben sich alle wieder an ihren Platz.

Bis um 2 Uhr morgens wurde getanzt, gelacht, geplaudert und getrunken. Die Rückkehr zur Normalität nach Covid und Supertaifun Odette tat gut. Das merkte man. Heim wollte niemand. Da half am Ende nichts, als den Stecker zu ziehen.

 

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