Salzkorn: Fitte Nonna
Unser Leben steht in einem steten Wandel, so auch meines. Mir bleiben die Lebensphasen in Erinnerung, in welchen mich meine zwei Söhne brauchten. Dann kam die Zeit des Loslassens. Eine Zeit, in der ich dachte, dass ich nun beruhigt «gehen» könnte. Es war alles erledigt. Es waren keine morbiden Gedanken. Ich empfand sie als befreiend. Ich wusste, meine Söhne gingen nun ihren eigenen, guten Weg.
Und nun hat sich meine acht Monate alte Enkelin Yael in mein Herz geschlichen, und der sieben Jahre alte Kota lebt zwar im weit entfernten Japan. Doch die heutige Technik macht es möglich, dass wir einander sehr nahe sind. Und Ende August begrüssen wir ein weiteres Enkelkind. Das war es nun mit dem beruhigt Zurücklehnen. Nicht nur unsere neue Aufgabe im Piemont hat mich beflügelt, mit neuem Elan am Leben teilzunehmen. Nun sind es meine Enkel, welche mich indirekt dazu bringen, mich um mich zu kümmern. Man wird gebraucht, und man möchte diese neuen Erdenbürger aufwachsen sehen. Ihnen zeigen, wie die Welt aus meiner Sicht aussieht. Das hat vor allem zu tun mit Fühlen, Erleben und Geniessen mit allen Sinnen. Zu oft wird uns der Genuss vermiest. Zu ungesund, zu gefährlich, zu schmutzig. Ich erinnere mich gerne an die Wanderausflüge mit Kota und unserem Hund, wenn nach langem Regen die Wege voller Schlamm waren. Er konnte nie genug davon kriegen, mit seinen Stiefeln im tiefen Schlamm zu waten. Auch das laute Lachen möchte ich nicht missen, als ich – die steilen Wege im Rebberg haben es in sich – unsanft im Schlamm landete. Die Waschmaschine brachte alles wieder sauber, und wir hatten einen vergnüglichen Tag.
Dies und mehr sind neben anderem die Essenzen des Lebens, welche die wenigen Jahre, die uns auf dieser Erde bleiben, lebenswert machen. Die Gerüche, die Gefühle, das Schnuppern nach Regen, der Wind, der um das Haus streicht, die flirrende Hitze, die in alles hineinkriechende Kälte. Kurz: das Leben pur. Dies ist es, was ich meine Enkel erleben lassen möchte. Und dazu brauchen sie eine gesunde und fitte Nonna. Ich arbeite täglich daran.