Rüeblibündner
Wie merkt man eigentlich, dass man sich am richtigen Ort befindet? Ist es die Gesellschaft, mit der man unterwegs ist? Ist es ein Gefühl des Bekannten? Ist es ein Sich-nicht-mehr-über-den-Nebel-Aufregen? Oder vielleicht alles zusammen? Heimat ist ein besonderer Begriff. Denn er beschreibt viel mehr ein Gefühl als eine geografische Lage. Je nach Interpretation kann es Herkunft, Standort, Kultur, Tradition oder Gott weiss was sein.
Meine Heimat ist mittlerweile der Aargau. Vor gut acht Jahren zog ich hierher. Nach zwei Jahren wollte ich die Zelte abbrechen. Doch ich blieb. Mittlerweile wüsste ich keinen Grund mehr, von hier wegzuziehen. Ich identifiziere mich mit dem «Brotkorb der Schweiz». Her komme ich zwar aus Graubünden. Als Wahl-Aargauer geht es mir aber gut. Gemäss meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sei meine Rüeblitorte echt gut. Mein Lieblingsgemüse ist das Küttiger Rüebli und auch die ein oder andere Aargauer Weinflasche verirrt sich immer wieder in mein Einkaufswägeli. Nach bald sechs Monaten bei dieser Zeitung fühle ich mich auch ziemlich zuhause in Lenzburg und der Region. Obwohl ich weder in der Stadt noch in der Region wohnhaft bin.
Tatsächlich führt das zu Überraschungen. So wurde ich am Wochenende von jemandem gefragt, «ob denn dieses Lenzburg ein Überschwappbecken Zürichs sei». Stellvertretend für die Lenzburgerinnen und Lenzburger fühlte ich mich tatsächlich beleidigt und zu einer Rechtfertigung gedrängt, musste aber auch lachen. Ich versuchte zu erklären, dass der demografische Wandel analysierbar und interpretierbar sei. Die Person solche Fragen aber vielleicht ausserhalb der Stadt stellen möchte. Ich bin mittlerweile echt gut im «Diplomatensprech». Habe ich von den «Kommunikatiöndlern» und Politikern hier gelernt. Wer weiss, vielleicht schreibe ich ja in Zukunft bald meine Zeilen von zuhause in Lenzburg aus. Oder Hallwil. Oder doch Veltheim? Sicher aber wird sein, dass ich sie im Aargau schreiben werde. Denn hier gehöre ich hin.
Rinaldo Feusi, Redaktionsleiter