Premiere mit Wetterglück

Seengen Auf ganzer Linie gelungen ist die Premiere der SchlossOperSeetal am 8. August.

Gespannt schauen die Besuchenden des Opernabends Richtung Bühne, einige aufeinandergestapelte weisse Würfel sind davor kunstvoll drapiert. Mittendrin die Musiker und Musikerinnen. Schon wirbelt eine amerikanische Touristengruppe ins Bild, Koffer und Hutschachteln im Gepäck. Hingerissen vom Ambiente bewundern die Touristen das Schlosshotel Wilhelmina alias Innenhof von Schloss Hallwyl. Dazwischen der Hoteldirektor (Simon Zünd), der sich für seine Diskretion rühmt. Schon stürmt die bekannte Sängerin Dolly Cloverfield (Quirina Lechmann) ins Foyer, aufgebracht berichtet sie von einem Autounfall. Trotz aller Diskretion erkennen die Touristen in ihr den Star – und schon folgt ein Ansturm für Fotos und Autogramme. Ausserdem raunt man sich zu, Dolly sei in Wahrheit eine waschechte Prinzessin. Diese flüchtet vor den Neugierigen in den Schlossturm. Vor der Premiere nimmt sich Regisseur und Sänger Simon Burkhalter Zeit für ein Gespräch. Für den Auftritt ist er bereits vollständig geschminkt, frisiert und angekleidet. Ihm ist die Begeisterung für die SchlossOperSeetal deutlich anzumerken: «Wir suchen uns Opernjuwelen aus, die für Opernbühnen eher zu klein sind.» Doch gerade der Innenhof des Schlosses biete für die Kleinode den idealen Rahmen. «Über die Auswahl entscheidet die Crew», führt er zu Lehárs «Schön ist die Welt» aus. «Raimund Wiederkehr, der die Regie führte, wollte diese Tenoroperette immer schon gerne spielen und hier passt sie einfach perfekt.»

Zwischen Operette und Oper

Spannend an dem Stück sei, dass es sich nicht eindeutig einordnen lässt. «Es ist eine Mischung aus Operette und Oper», erklärt Burkhalter. Dabei sei besonders im zweiten Akt Lehárs Bewunderung für die grossen Opernkomponisten Puccini und Wagner hörbar, während erster und dritter Akt wieder typischer für eine Operette seien. Zum Schluss gibt es zudem eine überraschend moderne Auflösung.

Für die 90-minütige Aufführung gab es einige Anpassungen. «Die Texte wurden sozusagen eingedampft und für die fünf Musiker die Musik entsprechend arrangiert», erläutert der Regisseur. «Ausserdem haben wir mit Martha einen schönen Bezug zum Aargau eingefügt.» Dies alles sei ab Januar vonstattengegangen. «Geprobt haben wir seit Mitte Juli, das war schon herausfordernd», räumt er ein. Die Kürze der Probezeit ist der Aufführung nicht anzumerken. Stimmstark, sehr präsent und mit viel Spielfreude ziehen sowohl Solistinnen und Solisten als auch der wunderbare Chor Bocca classica die Zuschauenden in den Bann. Die kleine Bühne kommt dabei mit nur wenigen Requisiten wie den erwähnten Würfeln aus, die sich schnell in ein Gebirge oder gar in eine Lawine umwandeln lassen.

Auf der Bühne ist auch Prinz Georg von Pleitanien (Raimund Wiederkehr) im Hotel angekommen. Gegenüber seinem Adjutanten Graf Sascha von Karlowitz (Simon Burkhalter) macht er seinem Ärger über die Ehepläne seiner Eltern Luft. Diese wollen ihn unbekannterweise mit der Prinzessin Elisabeth zu Lichtenberg (Quirina Lechmann) vermählen. Da ist dem Prinzen die bezaubernde Sängerin Dolly doch weitaus lieber. Als Bergführer Willy unternimmt er mit ihr eine Bergtour. Als die beiden in ein Unwetter geraten, sind sie gezwungen, die Nacht in der freien Natur zu verbringen. Graf Sascha ist auch verliebt – in Mercedes del Rossa, doch in Wirklichkeit ist sie eine Wirtstochter aus dem schönen Boniswil und hört auf den Namen Martha. Was sie in den Augen seiner Eltern nicht standesgemäss macht.

Ganz besonderer Premierenmoment: Endlich gestehen sich Elisabeth und Georg im Unwetter berührend ihre Liebe – da landet auf dem Dach des Schlossturms ein Storch. Belustigtes Raunen geht durch die Reihen. Der unerwartete Gast will offenbar auch wissen, wie die Liebesgeschichten ausgehen, und bleibt bis zum grossartigen und verdienten Schlussapplaus.

Weitere Aufführungen am 14. und 15. August.

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