«Lenzburg ist unterbewertet»

Lenzburg Immobilien boomen seit Jahren. Das Ende der Negativzinsen hat eine neue Realität eingeläutet. Über die möglichen Folgen der steigenden Zinsen sprach Immobilienexperte Donato Scognamiglio am Realit-«Feierabendgespräch».

Luden zum «Feierabendgespräch»: Immobilienexperte Donato Scognamiglio und Realit-Geschäftsführer Philipp Gloor.Foto: Romi Schmid
Luden zum «Feierabendgespräch»: Immobilienexperte Donato Scognamiglio und Realit-Geschäftsführer Philipp Gloor.Foto: Romi Schmid

Am jüngsten Realit-«Feierabendgespräch» begrüsste Geschäftsführer Philipp Gloor den Schweizer Immobilienexperten Donato Scognamiglio. Der Geschäftsführer der Immobilienberatungsfirma IAZI und Professor an der Uni Bern ist so etwas wie der Schweizer Immobilienpapst – kaum einer kennt den Markt so gut wie er.

Er sagt spürbar steigende Preise bei Mieten und Hypotheken sowie eine Knappheit am Immobilienmarkt voraus. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat im März an der Zinsschraube gedreht und den Leitzins auf 1,5 Prozent erhöht. Das ist bereits der vierte Zinsschritt seit letztem Sommer. Damit beginnt eine Phase des Mietzinsanstiegs am Immobilienmarkt. Scognamiglio schätzt, dass noch mindestens zweimal eine Erhöhung stattfinden wird. Auch im Kaufmarkt haben die steigenden Preise grosse Auswirkungen. «Die steigenden Preise haben dazu geführt, dass es zu deren Finanzierung heute viel mehr Eigenmittel und viel höhere Einkommen braucht als noch vor zehn Jahren», sagt er. Die Einkommen haben nicht mit der Entwicklung der Preise Schritt halten können. Insbesondere für junge Familien bleibt der Traum vom eigenen Heim oft ein Traum.

«Was bringt es, wenn wir uns die Objekte erst im Alter von 50 Jahren leisten können?», so der Experte. Für eine Hypothek über eine Million Franken brauche es ein Haushaltseinkommen von rund 150000 Franken im Jahr. Das durchschnittliche Haushaltseinkommen liege aber bei 80000 Franken.

Die 3G-Regel fürs Eigenheim

«Geerbt, gewonnen oder geklaut. Wer keines der drei ‹G› vorzeigen kann, kommt heute zu keinem Eigenheim mehr», proklamiert Scognamiglio. Der Immobilienmarkt in der Schweiz hat in den vergangenen zwanzig Jahren derart hohe Preissteigerungen erlebt, dass Immobilien vielerorts unerschwinglich geworden sind. In Zürich liegt das durchschnittliche Preisniveau für ein Einfamilienhaus bei drei Millionen Franken, in Lenzburg bei 1,23 Millionen Franken.

«Die Differenz ist enorm. Lenzburg ist 20 Minuten von Zürich entfernt, so lange braucht man dort allein, um einen Parkplatz zu finden. Lenzburg ist immer noch unterbewertet.»

Immobilien lohnen sich immer noch

Die Zeit der Negativzinsen ist vorbei, auch für Eigentümer steigen die Kosten rasant an. «Die Geldinstitute haben immer davor gewarnt, dass der Satz auf bis zu fünf Prozent pro Jahr steigen kann», so der Immobilienexperte.

Wichtig wäre es laut Scognamiglio in der Vergangenheit gewesen, erspartes Geld beiseitezulegen, um vorzusorgen. Theoretisch – in der Praxis sehe das aber oft anders aus. Und: Der grösste Hypothekenschreck seien die Scheidung und der damit einhergehende Wegfall eines zweiten Einkommens.

Trotzdem: Immobilien seien nach wie vor eine der besten Investitionen. «Würde ich weiter in Immobilien investieren? Ja! Schliesslich wollen alle denselben Boden, und der ist nun mal begrenzt.»

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