Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne

Romi Schmid

Wochenlang hatten wir davon gesprochen. Und endlich, Mitte August, war es so weit. Unsere Tochter, die wir erst gerade noch gewickelt und herumgetragen hatten, stand schon um halb sieben in gespannter Vorfreude angezogen vor ihrem Zimmer. Und machte sich nach dem Frühstück mit ihrem riesigen Schulthek und mit ihrer Schwester, die ebenso freudig ihrem ersten Chindsgi-Tag entgegenfieberte, in Richtung Schule auf.

Dort gab es Sonnenblumen, jede Menge Handyfotos und strahlende Gesichter, hie und da auch Freudentränen. Als ich mich nach der kleinen Begrüssungszeremonie auf den Weg zur Arbeit machte, gingen mir so manche Gedanken durch den Kopf. Ein paar drehten sich um meinen eigenen Schulstart vor 30 Jahren.

Am Abend zuvor war mir mulmig zu Mute gewesen, weil ich nicht wusste, ob ich schon am ersten Schultag das ganze ABC beherrschen müsste. Es war dann alles halb so schlimm: Unsere Lehrerin, Fräulein Hunziker, spielte ein paar Lieder auf der Gitarre und war tiefenentspannt. Ob wir schon in der ersten Pause Himmel und Hölle spielten, weiss ich nicht mehr, aber bald schon taten wir es in jeder Pause. Was war das damals Anfang der 90er Jahre für eine andere Welt! Computer und Handys gab es noch keine. Und der Gipfel der ländlichen Coolness war ein Schulthek mit Original-Kuhfell drauf. Heute mag ein Kuhfell-Thek nicht mehr die coolste Ausrüstung sein, aber was den Schulstart betrifft, so bleibt dieses Ereignis wohl eines der markantesten im Leben.

Denke ich an meine Schuljahre zurück, kommen mir nicht der Subjonctif oder Differenzialrechnungen in den Sinn, sondern meine Lehrer. Denn: Lehrer prägen einen fürs Leben. Spuren hinterlassen nicht nur die guten, so viel ist sicher.

Sicher ist auch: Mit einem legendären Kuhfell-Thek aus den 1980er Jahren hätte ich damals auf dem Pausenplatz Kultcharakter erlangen können. Dass ich die Gelegenheit nie hatte, wurmt mich noch heute.

Romi Schmid, Redaktorin

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