Ich google, du googelst, wir googeln
Wissen Sie, was ein Talahon ist? Wenn ja, dann verfügen Sie entweder über bemerkenswertes Spezialwissen, sind ein Superhirn oder haben gegoogelt. Letzteres haben viele getan. Das geht aus der Such-Hitliste hervor, die Google, die grosse Riesensuchmaschine unserer Zeit, einmal jährlich veröffentlicht. In der Rubrik der Was-Fragen steht die Frage «Was ist ein Talahon?» an erster Stelle. Anscheinend hat die Schweiz diese Frage mehr beschäftigt als etwa «Was ist non-binär?» (Platz 2) oder «Was liegt mitten in der Schweiz?» (Platz 4).
Wie kann das sein? Google selbst kennt die Antwort nicht. Man ermittle lediglich die Trends, analysiere diese aber nicht, heisst es. Auch beim Googeln findet man die Antwort nicht. Es lässt sich lediglich eruieren, dass fast alle Talahon-Suchen im Juli, August und September erfolgten. Das ist immerhin ein Hinweis. Nach ein bisschen Recherche lässt sich das Rätsel lösen: Es handelt sich um einen Begriff, der im Herbst durch den ersten KI-Song «Verknallt in einen Talahon» zum Trend wurde und die Schweizer zum kollektiven Googeln verleiten liess. Talahons sind junge Männer, oft mit Migrationshintergrund, die besonders machohaft auftreten wollen. Eine lockere Jogginghose, eine dicke Halskette, Bauchtasche und ein Gucci-Cap gelten als Grundausstattung. Wer sich für die Details interessiert, wird auf TikTok fündig: «Talahon-Umstyling» und «Talahon-Frisur» geben genaue Tipps.
Natürlich aber googeln Schweizer auch höchst relevante Begriffe. So schafft es «Nemo» genauso auf die vorderen Ränge wie die brennenden Fragen «Warum klappern Störche?», «Warum nehme ich nicht ab?» und «Wie viele Ecken hat ein Stoppschild?». Bevor Google da nicht zurückbrüllt «Wieso wollt ihr so einen Quatsch wissen?», gibt es keinen Grund, sich vor der Allmacht der KI zu fürchten.
PS: Störche klappern nicht nur, sie fauchen auch. Googeln Sie mal!
Romi Schmid, Redaktorin