Eine Einladung

Kathrin Steinmann

«Hast du gesehen, wieder ein Meinungsartikel zum dritten Geschlechtseintrag von einer nicht betroffenen Person. Dabei geht es gar nicht um uns, deren Eintrag mit dem tatsächlichen Geschlecht übereinstimmt. Es geht um Menschen, die in ihrer Existenz nicht anerkannt sind. Wäre es nicht angebrachter, wenn wir diesen Personen zuhörten?»

«Da hast du sicher recht. Die Diskussion könnte weniger hitzig sein, wenn wir uns bewusst würden, dass es nicht um uns geht. Gleichzeitig kommen die starken Meinungen daher, dass eine Öffnung des Geschlechtseintrags Gewohnheiten herausfordert, was verständlicherweise Verunsicherungen auslösen kann.»

«Weisst du, was dagegen helfen könnte? Wenn wir das Aufbrechen des binären Geschlechtersystems nicht als Bedrohung, sondern als Einladung sähen. Dafür zu hinterfragen, ob und wo es notwendig ist, Menschen nach ihrem Geschlecht unterschiedlich zu behandeln. Die Ehe für alle hat bereits aufgezeigt, wo Verwaltungsabläufe und Alltagsgewohnheiten nicht allen Lebensrealitäten gerecht werden. Auf die gleiche Weise kann die Anerkennung von nicht binären Menschen einen neuen Anstoss geben, alle Menschen gleichwertig zu behandeln.»

«Was sagst du zum Argument, dass Fortschritte für die Frauenrechte in Frage gestellt würden? Es wird befürchtet, dass Schutzräume, die für Frauen eingerichtet wurden, geöffnet werden.»

«Ich habe Mühe damit, weil es Anliegen der Gleichberechtigung gegeneinander ausspielt. Nicht nur Frauen, sondern auch trans und nicht binäre Personen brauchen Schutzräume. Diese müssen weiterhin zur Verfügung stehen, gleichzeitig sollten wir die Gründe, weshalb es sie braucht, angehen.»

«Also kann die Anerkennung von nicht binären Menschen ein Fortschritt für die ganze Gesellschaft sein, wenn wir die Einladung annehmen, bestehende Strukturen zu hinterfragen und jeden Menschen in seiner Existenz zu achten.»

Kathrin Steinmann, Buchhandlung Otz

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