Die Suche nach dem Fressnapf
Zum ersten und letzten Mal in der aktuellen Funktion habe ich drei Wochen Ferien am Stück – und geniesse es. Das Leben ausserhalb der gewohnten Abläufe birgt aber auch Herausforderungen. Nicht nur, dass dieses «Salzkorn» in einem Hotelzimmer mit Blick aufs Meer auf einer eigens angeschafften Hilfstastatur auf dem kleinen Handy-Bildschirm erfasst wird, nein, auch die tägliche Suche nach dem passenden Fressnapf sorgt hie und da für Kopfzerbrechen.
Wo gibt es heute Znacht? Was? Wie viel? Warum? Und wer reserviert in der Beiz? Viele Fragen. Die im Verlaufe eines Ferientages mehrmals gestellt, verworfen und neu diskutiert werden. Die erste Ferienwoche war diesbezüglich noch recht einfach. Es gab Familienferien im Engadin. Wobei Familie hier massiv untertrieben ist, denn die ganze Sippschaft meiner Frau feierte den runden Geburtstag ihrer Tante während einer Woche im Ferienhaus der Stadt Lenzburg in Samedan.
In den von den Lenzburger Schulklassen eher gemiedenen Räumlichkeiten sorgte jeden Abend ein anderes Paar für die Verpflegung. Also nur einmal überlegen, was auf die Tische kommt. Pouletgeschnetzeltes mit Currysauce für 16 Personen in ungewohnter Lager-Umgebung zu kochen ist für einen militanten Campingverweigerer kein Honiglecken. Kam aber in der Gruppe recht gut an.
In der zweiten Woche ging es mit Sohn Nummer 2 in den Norden. Das war schon diffiziler. Rundherum lauter Meer, aber die entsprechenden Früchte stossen nicht auf pure Gegenliebe. Hotdog gabs so zweimal, mal am Deli-Kiosk in der Hauptstadt, mal vor der Holzhütte auf der einsamen Vogelinsel im Anblick zweier Papageientaucher. Die weltweit hoch gelobte «Nordische Küche» gab es allerdings auch. Allerdings «nur» den Fünfgänger im Restaurant einer talentierten Jungchefin und nicht den Vierzehngänger beim Zwei-Sterne-Koch.
Diese Woche wird noch einfacher. Mit der Gattin am Fusse des Matterhorns ist Halbpension angesagt. Da fallen viele Diskussionen weg.
Fritz Thut, Redaktionsleiter