«Der eingebildete Kranke» nach Lenzburger Art

Landschaftstheater Der Verein Landschaftstheater Lenzburg lud Theaterinteressierte ins GloriaCoworking ein.

Mit viel Vorfreude starten die Verantwortlichen in das Jubiläumsjahr 2025: Rafael Enzler, Patti Basler und Livio Beyeler.Foto: Peter Winkelmann

Der Verein ist eine Gruppe von Theaterbegeisterten aus der Region Lenzburg und verwirklicht seit dem Jahr 2000 ambitionierte Bühnenprojekte. Rafael Enzler freute sich, dass so viele Interessierte vorbeikamen. Alle Stühle wurden besetzt, einige lehnten an den Stehtischchen und andere machten es sich auf der schwarzen Couch bequem. Er erwähnte in seiner Ansprache, warum ausgerechnet der Klassiker von Molière zum 25-jährigen Bestehen des Vereins nach Lenzburg kommt. Er nannte einen Bezug zum Stapferhaus Lenzburg, wo ab November die neue Ausstellung «Gesundheit» starten wird.

Lachen als zentrales Thema

Das Stück handelt vom Hypochonder Argan, der sich nur einbildet, krank zu sein. So zieht er diverse Ärzte zu Rate, die die Einzigen sind, die ihm seine eingebildete Krankheit abnehmen und ihn in dieser unterstützen. Geduldig befolgt er alle Anordnungen seines Arztes Monsieur Purgon und führt sie genauestens aus. Dem Arzt selbst kommt dieser Umstand sehr gelegen und er verschreibt Argan überflüssige Behandlungen gegen überteuerte Rechnungen.

Und genau da setzt Patti Basler mit ihrer Adaption an: Online-Coaches statt mittelalterlicher Quacksalber, künstliche Intelligenz statt Tuberkulose-Ärzte, Doktor Google statt ein Heer von Medizinern stehen im Zentrum der modernisierten Version. Die Protagonisten verlernen zusehends, ihren Körper selber zu spüren, und übertragen die Verantwortung für die Gesundheit auf Fitness-Apps und Schrittzähler-Uhren. Das Stichwort heisst Selbstoptimierung. Die Hauptpersonen bilden sich ein, dass sie immer noch zu ungesund seien, immer noch weiter besser werden können, was Scharlatanen Tür und Tor öffnet. Eine Sporthalle ist der ideale Ort, um diesen Gesundheitsoptimierungswahn aufzuzeigen. Patti Basler wird gewohnt satirisch, mit viel Wortwitz und Lokalkolorit zu Werke gehen, um den Stoff nach Lenzburg und ins 21. Jahrhundert zu transportieren. Livio Beyeler ist Theaterregisseur und Konzeptkünstler. Er studierte an der Zürcher Hochschule der Künste und an der Hochschule Luzern für Design und Kunst. Sein Studium schloss er mit einem Weltrekord für die längste Theaterperformance ab. Unter seiner Regie wird das Theaterstück ab Mitte August eingeübt und er freute sich, dass so viele ihr Interesse an einer Mitwirkung als Laienschauspielerinnen und -spieler zeigten.

Mitmachen und mithelfen

Die ersten drei Proben ab 20. August bis 3. September in der Aula der Rudolf-Steiner-Sonderschule an der Bahnhofstrasse in Lenzburg geben die Gelegenheit für potenzielle Laienschauspieler, einfach mal reinzuschauen. Gesucht sind aber auch Leute für den Background, also die Mithilfe bei den Aufführungen.

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