Ahavau

Fritz Thut

Es klappt bestens. Ohne dass man noch etwas dazu tun muss, trudelt jeden Monat in den ersten Tagen der Altersbatzen ein. Nicht mehr so idyllisch, wie es die Ahnen in überzogener Romantik erzählen: Der Pöstler als Geldbote hat ausgedient. Ohne möglichen Schwatz mit dem Überbringer wird die AHV-Rente einfach still und leise aufs Konto überwiesen. Alles haut vortrefflich.

So kommt regelmässig etwas zurück, wofür ein Erwerbsleben lang zwangsweise jeden Monat vom Lohn etwas abgezweigt wurde. Die heutige Alters- und Hinterlassenenvorsorge (AHV) wurde schon zehn Jahre vor meiner Geburt eingeführt und seither gefühlte hundert Mal angepasst; Dutzende von Bundesräten lancierten mit mehr oder meistens weniger Erfolg so genannte Revisionen. Alter hinterlässt Veränderungen.

Weniger Einkommen, mehr Zeit. Dies ist die landläufige Formel für das Verlassen der Erwerbstätigkeit. In Sachen Zeit halte ich mich da strikt dran. Obwohl manch routinierter Rentner mir als Neo-Pensionär die richtige Definition von «AHV» mit auf den Weg gab: Agenda huere voll.

Doch das kann man ja selbst steuern. Ich habe schon früh gelernt, «nein» zu sagen. Und so präsentieren sich die Einträge in der Agenda übersichtlich. Wo früher 10 bis 15 berufliche Termine die Wochen unübersichtlich machten, herrscht nun manchmal gähnende Leere. Und das ist schön. Allüberall hats Vreiraum (sorry, sonst stimmts mit der Abkürzung nicht).

Und dann flattert das Aufgebot zur routinemässigen Zahnkontrolle ins Haus. Und wie es das Schicksal will, ist ausgerechnet der von der Zahnarztpraxis vorgeschlagene Termin schon verbucht. Auf meine Absage kommt prompt ein nächster Vorschlag: Ob’s denn gleich morgen ginge? Was früher kurzfristig kaum machbar war, ist nun schnell gefixt. Und die Zähne sind wieder auf Vordermann. Aktuell halt vlexibler.

Fritz Thut, ehemaliger Redaktionsleiter

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