Salzkorn: Zivilstands­nachrichten

Rolf Kromer
Rolf Kromer

Sie stehen übers Lenzburger Stadtgebiet verteilt. Zum Beispiel bei der Kita an der Ecke Hallwilstrasse und Zelglistrasse, an der Wand beim Alten Landgericht oder am Keltenweg. Mit ihren Holzrahmen, der Glasscheibe und dem Dächlein muten sie an, als wären sie aus einer anderen Zeit. In diesen Kästchen werden auf weissen Zetteln mit schwarzen Trauerrändern Todesfälle bekannt gegeben. Angestellte der Regionalpolizei fahren die Kästchen regelmässig ab und pinnen die neusten Trauerfälle mit weissen Reissnägelchen fest.

Mir gefällt diese langsame und sehr aufwändige Art und Weise der Kommunikation der traurigen Ereignisse. Sie ist in ihrer analogen Art, die auch den Lesenden eine gewisse Anstrengung abverlangt, genau richtig. Schliesslich kann die Information nur von Personen gelesen werden, die sich die Mühe machen, zu einem der Kästen zu laufen.

Der Tod steht am Ende des Lebens. Die Geburt am Anfang. Das Sterben ist nur möglich, wenn es auch Geburten gibt. Wäre es nicht schön, nebst den Todesfällen in diesen Kästen auch von den Geburten zu erfahren? Wenn also die neuen Erdenbürger in der gleichen Selbstverständlichkeit genannt würden wie die soeben Verstorbenen? Klar, auch bei den Neugeborenen bräuchte es das Einverständnis der Eltern. Genau wie es dieses heute von den Angehörigen der Verstorbenen braucht.

Diesen Gedanken noch weitergedacht, frage ich mich: Warum gibts in den Zeitungen nur Todesanzeigen und nicht auch die fröhliche Mitteilung von Geburten?

Sie könnten vielleicht so ähnlich anmuten wie diese persönliche hier: «Herzlich willkommen, lieber Felix, auf der Erde! Wir sind unendlich dankbar und glücklich, Deine Eltern sein zu dürfen. Schön, bist Du hier. Mögen Dich Glück und Zufriedenheit ein langes Leben lang begleiten!»

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