Mit 100 Jahren Mut für Neues gezeigt
Seengen Am gleichen Ort, im Schulhaus Seengen, und zur gleichen Stunde am gleichen Datum feierte die Historische Vereinigung Seetal und Umgebung ihr 100-Jahr-Jubiläum.
Just am Tag, als Konstantin I. als König von Griechenland abdankte, weil die griechische Armee von den Türken geschlagen wurde, gründete Bezirksschullehrer Reinhold Bosch in seiner Wohngemeinde die Historische Vereinigung Seengen.
An diesen Zusammenhang erinnerte Daniel Humbel als aktueller Präsident der Historischen Vereinigung Seetal und Umgebung (HVS), wie der Verein seit 97 Jahren heisst, zu Beginn der 100-Jahr-Feier, die sinnigerweise ebenfalls in der Seenger Schulanlage stattfand.
Gemeindeammann Jörg Bruder überbrachte die Grüsse der Standortgemeinde und würdigte die lange nachwirkenden Verdienste von Bosch: «Ein Stadtzürcher wurde zu einem richtigen Seetaler.» Bruder hatte zudem recherchiert, dass in den Anfangsjahren die Gemeinde Seengen einmal 50 Franken an Ausgrabungen gesprochen hatte, die Gräfin von Hallwyl aber viermal mehr.
Mitten im Transformationsprozess
Georg Matter, Abteilungsleiter Kultur im kantonalen Departement Bildung, Kultur und Sport, erwähnte in seiner Ansprache, dass zum Ende des 19. und Beginn des 20. Jahrhunderts zahlreiche Historische Vereinigungen gegründet wurden: «Sie sind ein typisches Produkt der Aufklärung.» Die HVS stehe als erste regionale Vereinigung im Aargau «am Anfang eines Booms».
Matter hielt fest, dass die «Historischen Vereinigungen wichtige Grundlagenarbeit leisten». Er vergass die aktuellen Probleme nicht, etwa Mitgliederschwund, die Vereine allgemein seit einigen Jahrzehnten haben: «Der Kanton will die Vereine in ihrem Transformationsprozess unterstützen», kündigte er eine baldige Kampagne an.
Angela Dettling als stellvertretende Direktorin von Museum Aargau lobte die Jubilarin ebenfalls: «Die Vereinigung lebt; dies ist eine Freude und beileibe nicht selbstverständlich.» Für Museum Aargau sei die HVS ein wichtiges Bindeglied «für die Verankerung in der Region». Die Jahresschrift «Heimatkunde aus dem Seetal» sei eine Grundlage für die Geschichtsvermittler auf Schloss Hallwyl.
Ausblick nach vorn
Nicht wie bei solchen Jubiläen sonst üblich, beschränkte man sich auf Vergangenes. Präsident Daniel Humbel blickte auch nach vorn: Noch in diesem Monat treffen sich die Mitglieder zu einer ausserordentlichen Generalversammlung, um den vor zwölf Jahren gegründeten Verein Hansjakob-Suter-Sammlung aufzunehmen. Aus deren Fundus sollen zudem Gegenstände im Sandmeier-Haus in Alliswil zum Einsatz kommen. Dort soll zusammen mit dem Schloss Hallwyl ein neues Vermittlungsangebot installiert werden.
«Unsere angestammten Aufgaben bleiben, es kommt einfach ein neues Standbein dazu», beruhigte Humbel, der in Kürze im Sandmeier-Haus Wohnsitz beziehen wird, allfällige Skeptiker.