Ziel ist – «ins Tun zu kommen»

Hunzenschwil: Vor drei Jahren hat die Gemeinde das Arbeitsintegrationsprogramm ins Leben gerufen. Seither konnten 21 Personen in die Arbeitswelt vermittelt werden. Sieben Personen machen aktuell mit.

Gehören zur Arbeitsgruppe des Förderungsprogramms: Martin Baumgartner, Urs Gall, Stephan Baur und Halin Rodriguez. Foto: Carolin Frei
Gehören zur Arbeitsgruppe des Förderungsprogramms: Martin Baumgartner, Urs Gall, Stephan Baur und Halin Rodriguez. Foto: Carolin Frei

Das Arbeitsintegrationsprogramm richtet sich an Menschen, die Sozialhilfe beziehen, mit dem Ziel, ihnen soziale Kontakte und Tagesstruktur sowie Selbstwirksamkeit zu bieten», sagt der Initiant, Gemeinderat Urs Gall. Das Integrationsprogramm, das weitherum einzigartig ist, wird von einer Arbeitsgruppe betreut. Dazu gehören nebst Urs Gall unter anderem der Leiter Sozialdienst Stephan Baur, der Arbeits- und Integrationscoach Harlin Rodriguez, Martin Baumgartner vom Bauamt und Beat Huber vom Hauswartdienst. 

«Uns ist wichtig, die Menschen dort abzuholen, wo sie sind», sagt Stephan Baur. Viele von ihnen hätten einiges erlebt an Frust, an Krankheit, an fehlender Wertschätzung auf der ganzen Linie, betont Baur. «Es gibt Klienten, die sich nicht einmal dazu aufraffen könnten, ihre Post zu öffnen. Sie isolieren sich, werden sozusagen handlungsunfähig», sagt Harlin Rodriguez. Häufig kämen Alkohol- oder andere Suchtprobleme dazu. 

Analyse machen, Ziele setzen

Deshalb gelte als Erstes, eine Situationsanalyse zu machen, Ziele zu setzen und massgeschneiderte Massnahmen zu implementieren, bevor es ans Jobcoaching geht. Dabei spielt das Trainingsprogramm in der Gemeinde eine zentrale Rolle. Ganz entscheidend sei, ins Tun zu kommen, betont Rodriguez. Im Fokus des Förderungsprogramms stehen sowohl vermittelbare als auch «nicht vermittelbare» Personen. In Zusammenarbeit mit dem Bauamt und Hausdienst werden die Klienten für gemeinnützige Arbeiten wie Rasen mähen, Pflanzen hegen und pflegen oder Fötzele eingesetzt. 

Praktika-Plätze können den Klienten in der Abfallverwertung, im Gartenbau und bei Landwirten zur Verfügung gestellt werden. Damit kommen sie ins Tun, entdecken plötzlich eigene Ressourcen, erfahren Wertschätzung. 21 Klienten konnten inzwischen in die Arbeitswelt entlassen werden, arbeiten nun zum Beispiel im Recycling Center Hunzenschwil, in der Kita Wundergarten in Lenzburg, im Coop Schafisheim oder bei den Lagerhäusern Aarau. Das Förderungsprogramm ist für die Sozialhilfeempfänger Pflicht, aktives Mitmachen ein Muss. Ein Nichteinhalten hat Verwarnungen und Leistungskürzungen zur Folge.

Weniger Bezüger, weniger Kosten

Dank des «Förderungsprogramms» habe die Gemeinde ein Instrument zur Hand, um den Integrationsauftrag besser zu erfüllen. «Wir haben dadurch weniger Sozialhilfebezüger und damit verbunden weniger Kosten», sagt Gall. Allerdings sei dieses Programm nur durchführbar, weil alle aus der Arbeitsgruppe an einem Strick ziehen würden. Und dadurch eine Win-win-Situation für alle Beteiligten, auch für die Unternehmen, entstehe. 

Zur Unterstützung des Programms sucht die Gemeinde weitere Wirtschaftspartner aus der Region, die bereit sind, Praktika anzubieten. Der Klient wird während des Praktikums von Harlin Rodriquez begleitet. Denn – ins Tun kommen ist ganz entscheidend.

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