Was könnte die Altstadt beleben?
Mitte Dezember 2016 wurde in einem Artikel in der Aargauer Zeitung die Frage aufgeworfen, ob ein «Ableger» des 5-Stern-Ladens der Justizvollzugsanstalt Lenzburg (JVA) nicht für eine Belebung der Altstadtgassen sorgen könnte. Der Lenzburger Bezirks-Anzeiger hat bei der JVA nachgefragt.
Ein solcher Ableger von unserem 5-Stern-Laden in der Altstadt wäre durchaus eine denkbare Variante», sagt Marcel Ruf, Direktor der JVA. «Doch personell sind uns wegen der Stellenstopps des Kantons die Hände gebunden», ergänzt er. Auch finanziell würde sich ein Zweitladen nicht wirklich rechnen. «Was ich mir hingegen vorstellen könnte, wäre die Zusammenarbeit mit einem Geschäft, in dem wir unser Eigen-Sortiment einbringen könnten», sagt Ruf. Denn die Wähen am Mittwoch sowie das saisonale Gemüse, die Früchte, die selbst gemachten Joghurts, das Brot und der Wein sind eigentliche Renner im bestehenden 5-Stern-Laden, der sich auf dem Gelände der JVA befindet. Ein Teil dieses Eigen-Sortiments wäre auch für ein Altstadtgeschäft interessant.
Ein Lebensmittelladen allein beschere der Altstadt jedoch noch keine bessere Kundenfrequenz, ist Ruf überzeugt. «Zwei, drei Geschäfte, die eigentliche Publikumsmagnete sind, müssten sich niederlassen. Davon würden auch die anderen Läden profitieren», sagt er. Zudem könnte auch ein Güterumschlag, der die Zufahrt in die Gassen zu gewissen Zeiten erlaubt, zur Belebung beitragen.
Beliebte Visitenkarte der Region
Der 5-Stern-Laden ist selbsttragend, dient aber in erster Linie der Öffentlichkeitsarbeit zur umliegenden Nachbarschaft. Mit einem Ausbau der Räumlichkeiten am bestehenden Standort und einem noch breiteren Angebot hätte man den Umsatz gerne gesteigert. Doch diese Idee musste wegen der Sparbremse des Kantons zurückgesteckt werden. Trotzdem bleibe man eine kleine, aber beliebte Visitenkarte in der Region, mit Laden und Museum unter einem Dach.
Aus Rostlauben werden flotte Flitzer
Beliebt ist jedoch auch die interne Werkstatt in der JVA, die sich der Reparatur und Renovation alter Spielsachen annimmt. Unter den Fittichen von André Nünlist und Daniel Grieder, Werkstatt-Meister der Industriemontage, werden aus Rostlauben bunte Flitzer, aus verbeulten Puppenwagen ein Prinzessinnen-Gefährt, aus dem quietschenden Dreirad ein flotter «Sprinter». Auch den alten «Holländern» wird wieder Leben eingehaucht. Ersatzteile für diese Spielsachen sind nur teilweise noch verfügbar, in der JVA an Lager. «Gewisse Teile müssen wir selber anfertigen, weil sie nirgends mehr zu bekommen sind», sagt Nünlist. Für ihn, mit jahrelanger Erfahrung, jedes Mal eine neue, spannende Herausforderung. Tatkräftige Unterstützung erhält er von Gefangenen, die entsprechende Berufserfahrung mitbringen würden. Kunden sind häufig Sammler oder dann aber Grosseltern, die gerne ihren Enkeln ihr Lieblingsspielzeug – ineinem taufrischen Kleid – vermachen wollen.