«SOS in Dürrenäsch» – eine Lesung
Gedämpftes Glockengeläute stimmte die etwa 30 interessierten Zuhörer auf den «Schüür-Obe» vom 28. Oktober ein. In regelmässigen Abständen finden in der renovierten Kirchenscheune der Kirche Birrwil Anlässe statt, diesmal unter dem Thema «S.O.S. in Dürrenäsch». Lotty Wohlwend, Autorin des gleichnamigen Buches, das 2009 erschienen war, war eingeladen worden, über ihre Erlebnisse bei der Entstehung dieses Buches zu berichten. Bereits zum 53. Mal jährte sich in diesem Jahr der schreckliche Flugzeugabsturz in Dürrenäsch, der ein eindrückliches Stück Schweizer Geschichte markiert. Lotty Wohlwend erzählte, wie es zu ihrem Buch gekommen war. Bei den Dreharbeiten eines Filmes über den Journalisten Arthur Honegger kam sie mit der Bevölkerung von Humlikon in Berührung, jenes Dorf, das beim Unglück in Dürrenäsch auf einen Schlag 43 Einwohner verlor.
Zurückhaltung in Dürrenäsch
Lotty Wohlwend spürte, dass der Flugzeugabsturz die Menschen in Humlikon noch immer beschäftigte, auch wenn niemand offen darüber sprach. Die Humlikoner waren denn auch vorsichtig, als Lotty Wohlwend 2003 mit der Idee eines Filmes an sie herantrat. Auch in Dürrenäsch zeigte man sich zurückhaltend. Man hatte in beiden Dörfern schlechte Erfahrungen mit Journalisten gemacht. 87 Gespräche führte Lotty Wohlwend mit Zeitzeugen, Angehörigen, Betroffenen, grösstenteils anonym. Dabei merkte sie, dass die Leute noch nicht bereit waren, in einem Film zu Wort zu kommen. So entschied sie sich, eben jenes Buch zuerst zu schreiben und den Film folgen zu lassen.
Betroffenheit bei den Zuhörern
Der Film ist immer noch nicht fertig, denn die Erarbeitung des Buches hat bei vielen alte Wunden aufgerissen und Erinnerungen wach werden lassen, die erst wieder verarbeitet werden müssen. Lotty Wohlwend ist aber zuversichtlich, dass der Film doch noch realisiert werden kann. Nach diesen Schilderungen las die Autorin einige eindrückliche Passagen ihres Buches vor. Jeder Zuhörer war tief betroffen von den dramatischen Erzählungen, einige hatten das Unglück auch selbst miterlebt. Beim anschliessenden Apéro konnte man alte Erinnerungen austauschen, es wurde wieder gelacht und alle konnten so doch noch mit einem friedlichen Gefühl den Heimweg antreten.
Larissa Hunziker