Salzkorn: Indikatoren
Auf dem täglichen Weg zur Arbeit passiere ich beim «frisch und fründlichen» Laden in der Nachbargemeinde eine Tafel, auf der von Hand offenbar täglich der aktuelle Heizölpreis hingekritzelt wird. Die Zahl ist für mich als Wärmepumpenheizer irrelevant, doch regt sie zu Gedanken an. Was lässt den Preis ansteigen? Ist irgendwo in einem wichtigen Ölförderland eine Krise im Busch?
Viele Wirtschaftszahlen basieren auf Erwartungen und nehmen so Entwicklungen vorweg. Aktienkurse und deren Indizes sind volatiler als die effektiven Werte von Unternehmen, Rohstoffen oder Währungen. Die Börse ist also nur angewandte Psychologie. Erfolgreich handelt, wer über gute Indikatoren verfügt und diese richtig zu interpretieren weiss.
Gute Indikatoren helfen auch in andern Lebensbereichen. Die Muotathaler Wetterschmöcker, die sich bei ihren Langfristprognosen auf ihre Beobachtungen in der Natur, etwa auf das Verhalten der Ameisen, verlassen, haben im letzten Herbst die grossen Schneefälle dieses Winters mehrheitlich vorausgesagt – scheinbar präziser als die computergestützten Staats-Meteorologen.
Im eigenen Haushalt habe ich zudem zwei zweibeinige Indikatoren, die mit ihren Migräneschüben drastische Wetterwechsel rechtzeitig anzeigen. Gut, wenn man rechtzeitig weiss, dass ein Unwetter naht.
Nicht für alle Lebenslagen gibt es verlässliche Indikatoren. Für gewisse Bereiche werden Prognosen unheimlich schnell zu Makulatur. Aussagen von selbst ernannten Experten haben vielfach eine Halbwertszeit von weniger als einem Tag.
Die Absenz von zuverlässigen Voraussagen hat auch wieder etwas Gutes. Das Kaffeesatzlesen kann glücklich machen. Denn: Was wäre das Leben ohne Überraschungen. Am liebsten haben wir allerdings positive.