Salzkorn: Den Kopf voller Fragen
Wie einen Text schreiben, der in einer Woche erscheint, wenn ein Gedanke schon überholt ist, bevor er ausformuliert ist? Nicht über die auf uns einprasselnden Nachrichten schreiben, da es unmöglich ist, ihnen gerecht zu werden? Wie nicht darüber schreiben, wenn die vom Krieg in der Ukraine ausgelösten Fragen alle anderen Gedanken übertönen?
Also doch versuchen, ein Thema aus dem Gedankenkarussell abzufangen, ihm Raum zu geben? Die immer wieder den Alltag durchstechende Fassungslosigkeit darüber, was den Menschen in den umkämpften Gebieten angetan wird? Die Erschütterung des Grundvertrauens aller, die nach dem Kalten Krieg in einem sicheren Westeuropa aufwachsen durften? Die Thematik der globalen Handelswege von Grundnahrungsmitteln und die sich daraus ergebenden moralischen und ökologischen Fragen? Die Ausgestaltung der Hilfe für Schutzsuchende aus vielen Gebieten der Welt, deren Leid wir nicht täglich vor Augen haben?
Oder bleibt am Ende die Frage nach der Natur des Menschen? Was wäre, wenn wir nicht mit dem in der westlichen Kultur vorherrschenden Bild des egoistischen, nach Macht und Besitz strebenden Menschen aufwachsen würden? Werden eines Tages die jüngsten Erkenntnisse aus Disziplinen wie Psychologie, Biologie oder Anthropologie, nach denen der Mensch im Grunde hilfsbereit, gemeinschaftlich denkend und solidarisch ist, im kollektiven Bewusstsein überwiegen?
Können Gesellschaften friedlicher werden, wenn diese Denkschulen um den egalitären Menschen in der Politik, in Schulen und in unserem Alltag vorherrschen und wenn nicht zuletzt feministische Stimmen in politischen Machtpositionen stärker werden? Können wir daran glauben? Ist das einfach nur naiv? Oder brauchen wir nicht vielmehr so eine optimistische Zukunftsperspektive, weil sie uns Stabilität und Hoffnung gibt?