Kulturhistorische Zeugen im Länzert

Der Länzertwald im Gemeindebann Niederlenz ist für Naherholungssuchende noch attraktiver geworden. Doch nicht allein Ausholzungen und neue Verbindungen lassen die Naherholung zu einem Erlebnis werden.

Wassergraben: Dient heute als Fussweg durch den Länzertwald. Foto: zvg

Wassergraben: Dient heute als Fussweg durch den Länzertwald. Foto: zvg

Willi Bürgi: Freut sich über die beseitigte Sackgasse nach der Holztreppe. Foto: AG

Willi Bürgi: Freut sich über die beseitigte Sackgasse nach der Holztreppe. Foto: AG

Schräg gegenüber dem Pumpwerk Hard I an der Herrengasse im Niederlenzer Wald hilft eine Holztreppe mit Geländer, die seitliche Böschung zu überwinden. Dieses einfache Holzbauwerk wurde vor vier Jahren gebaut und lädt von der Herrengasse her ein, die Treppe zu nutzen. Doch nach rund 80 Metern führte der unbekieste Trampelpfad nicht weiter. Gehölz, Wildwuchs und Brombeerstauden verhinderten das Weiterkommen. Mehr oder weniger enttäuscht hiess es bislang, aus der Sackgasse umzukehren. Willi Bürgi, Präsident der Niederlenzer Landschaftskommission, wurde hin und wieder auf die unbefriedigende Situation angesprochen.

Für die zweitägige Grenzumwanderung vom 30. April und 1. Mai 2016, im Zusammenhang mit dem Jubiläumsjahr «725 Jahre Niederlenz», wurde der unpassierbare Teil notdürftig ausgeholzt. Seit diesem Sommer ist die kleine Sackgasse im Fusswegnetz beseitigt. Durch erneute Rückschnittarbeiten lässt sich der Jubiläumspfad nun an dieser Stelle als Trampelpfad nutzen. Mit wenig Aufwand liess sich das Niederlenzer Naherholungsgebiet aufwerten. Doch Willi Bürgi und Stadtoberförster Frank Haemmerli wissen nur zu gut, dass für eine permanente Begehbarkeit immer wieder Pflegeeingriffe erforderlich sind.

Kulturhistorische Elemente

Eine verheerende Feuersbrunst vernichtete 1491 die Stadt Lenzburg bis auf 15 Häuser. Bern half zwar beim Wiederaufbau, verbot aber, ausserhalb der Stadtmauer Bauten zu errichten. Ein Bild, das man sich heute kaum mehr vorstellen kann: Felder und Wiesen vom Wil weit oberhalb von Lenzburg bis zur Waldgrenze unterhalb von Niederlenz. Auf beiden Seiten des Aabachs wurden durchgehend Wassergräben angelegt, um die Wiesen mit Aabachwasser zu bewässern und, fast noch wichtiger, mit Ablagerungen von Schwemmstoffen zu düngen.

Neugraben als Fussweg

Einer dieser Gräben war der Neugraben auf der linken Talseite. Willi Bürgi, unermüdlich im Einsatz für die Natur und Landschaft im Raum Niederlenz, führte den Lenzburger Bezirks-Anzei- ger im Länzert unweit des Pumpwerks Hard I zudem zu äusserst wertvollen kulturhistorischen Erbstücken aus dieser Zeit. 2013 wurden als Teil des Waldinformationsprojekts auf einer Länge von zehn Metern die mit Steinplatten befestigte Sohle und Seitenwände des Neugrabens freigelegt. Dies auf Hinweis von alt Stadtoberförster Niklaus Lätt, der von diesem Element wusste.

Der weitere Fussmarsch mit Bürgi folgte im Bett des ebenfalls ausgelichteten Neugrabens, wobei die seitlichen, 500-jährigen Erdwälle noch gut erkennbar sind. Ein Besuch beim 122-jährigen Brückenwiderlager des Aquädukts, welcher das Wasser eines zweiten Seitenarms des Neugrabens über das Trassee der ehemaligen Seetalbahn führte, durfte auch nicht fehlen. Willi Bürgi packt jede Möglichkeit, die kulturhistorischen Zeugen einer breiten Öffentlichkeit in Erinnerung zu rufen.

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