Die beste Brass Band der Schweiz kommt aus Lenzburg
Die Brass Band Imperial aus Lenzburg erspielte sich beim grössten und hart umkämpftesten Wettbewerb der Schweiz den Rang 1.
Während der Himmel voller Geigen hängt, ist die Hölle voll von ihnen. Sie gelten als die Urväter der Folklore. Als die mit den stählernen Musikerherzen, trinkfest, bodenständig und nicht nur in Musikerkreisen als die Underdogs unter den Schöngeistern. Die Blechbläser. Und wer diese alte Mär noch glaubt, hat die Trendwende verpasst.
Denn kaum jemand interpretiert so sympathisch unverschämt und in den Spitzen so differenziert wie die Musiker der Brass Band Imperial Lenzburg (BBI), die ihre Kunst modern entwickeln und so zu Trendsettern werden, einer neuen Generation von Blechbläsern.
In Lenzburg gehören sie zur Stadt-Folklore und seit neustem auch zur nationalen Creme de la Creme junger Blechblas- ensembles. Wenn die 34-köpfige Combo Schallwellen durch ihre Trichter jagt, heisst es anschnallen, auch in den letzten Reihen des Konzertsaals.
Erst Ende November gelang der BBI A-Band unter professioneller Leitung des 36-jährigen Trompeters und Dirigenten Rafael Camartin der Sieg am Schweizer Brass Band Wettbewerb in Montreux, einem der grössten und hart umkämpftesten Wettbewerbe der Schweiz, bei dem sich die Lenzburger gradewegs auf Rang 1 spielten und sich fortan zur Elite nationaler Brass Bands zählen dürfen.
Die BBI sucht die Herausforderung und blickt in ihrer rund 40-jährigen Geschichte bereits auf eine lebhafte Wettbewerbskarriere zurück. Ob beim eidgenössischen Musikfest Lausanne 1981, beim europäischen Brass Band Wettbewerb in London 1982, beim eidgenössischen Musikfest Fribourg 2001 oder 2003/2013 beim Aargauer Kantonalmusikfest. Die BBI ist immer ganz vorne mit dabei und bietet ambitionierten Nachwuchstalenten die Gelegenheit, ihren musikalischen Horizont zu erweitern, um auf ihrem Instrument so richtig durchzustarten.
Mit Disziplin und Perfektion zum Sieg
Man muss zwar nicht Musik studieren, um mitzumachen. Aber Disziplin, persönlicher Einsatz und eine gewisse Opferbereitschaft sind Pflicht. «Alle müssen den persönlichen Anspruch haben, jeden Takt perfekt zu spielen. Und zwar jedes Mal!», mahnt Marcel Grob, langjähriges Mitglied der Combo und begeisterter Euphonium-Spieler, und legt sogleich nach: «Einfach mal das verstaubte Cornet vom Dachboden nehmen reicht nicht, um mitzumachen. Nur unsere extrem detaillierte Arbeit zusammen mit der sehr guten Stimmung innerhalb der Band haben uns zum Sieg geführt.»
Experimentelle Gegenüberstellung
In ihrem traditionellen Neujahrskonzert 2017 mit dem Titel «Barock und Rock» rollt die BBI dann endgültig alle vorurteilsbehafteten Stolperschwellen nieder, zeigt die stilistische Vielfalt gehobener Blechblaskunst und macht die Folklore wieder einmal salonfähig.
Mit Blick in den musikhistorischen Rückspiegel schafft sie dabei eine gewagte Neuinterpretation bekannter Werke barocker Meister wie Bach, Rameau und Albinoni in sympathisch unverschämter Adaption für Blechblasensemble und kombiniert diese mit rockigen Sounds der Beatles, von Pink Floyd und Michael Jackson.
Hier zählt nicht Authentizität, sondern Innovation. Und die haben sich die Musiker der Combo schon längst zum Steckenpferd gemacht. In ihrem aussergewöhnlichen Konzert jenseits aller Bierzeltromantik schicken die Turbobläser dann tanzbare Druckwellen aus ihrem Gebläse, weit hinaus in Richtung Weltklasse und tief hinein in die Eingeweide ihrer Konzertbesucher. Wer sich das nicht entgehen lassen möchte, kann ab sofort Karten reservieren (s. Hinweis).